Edition Lade   -   EL CD 016


Spirituals & Gospel Songs

 

Edition Lade - EL CD 016

Hans Uwe Hielscher

Die Orgel

 

 

 

 

Hans Uwe Hielscher
an der großen Orgel der Marktkirche Wiesbaden

1 CD  -  DDD  -  Spielzeit: 68' 05
Booklet: deutsch-französisch-englisch, 24 Seiten, 6 Abbildungen

€ 18,90

 

Dezsö Antalffy-Zsiross zählte zu den bedeutendsten Interpreten seiner Zeit. Er komponierte Orchester- und Kammermusik sowie Chor-, Klavier- und Orgelwerke. Die Interpretation seiner Stimmungsbilder erfordert eine äußerst farbige Registrierung und große agogische Freiheit, auch kürzeste musikalische Gedanken will er hervorgehoben wissen. Die 1931 entstandenen »Sketches On Negro Spiritual Songs« variieren nacheinander die traditionellen Melodien »Deep River«, »Swing Low, Sweet Chariot« und »Hold On«. Blues und Negro Spirituals waren die folkloristischen Vorstufen des Jazz, dessen rhythmische sowie harmonische Elemente die Variationen Antalffys beeinflußt haben.

Dan Miller wirkt nach verschiedenen Kirchenmusikerpositionen in Florida als Musikdirektor an der Calvary Church in Charlotte (North Carolina). Seine 1993 veröffentlichten »Three Gospel Favorites« basieren auf drei bekannten Melodien.»In The Garden«: Das ausdrucksstarke Thema wird in verschiedenen Tonarten und sich steigernder Dynamik harmonisiert, ehe es mit einer zarten Solostimme verklingt. Die zwitschernden Vögel im Nachhall des Schlußakkords sind echt, sie sangen völlig freiwillig. Da sie sich durchaus passend in die Atmosphäre dieses Satzes einfügen, wurde ihr Beitrag zu dieser Musik belassen. »Count Your Blessings«: Miller variiert das Thema in effektvollen tänzerischen Miniaturen sowie ständig wechselnden Tonarten. »Great Is Thy Faithfulness«: Ähnlich wie in der ersten Bearbeitung unterstreicht Miller in seiner dynamischen und harmonischen Gestaltung dieses Arrangements die glaubensvolle Innigkeit, die diese ausdrucksvolle Melodie ausstrahlt.

Neben umfangreichen Orchesterwerken schrieb Fela Sowande mehrere Orgelwerke über Spirituals und afrikanische Folklore. Seine Musik hat nicht nur eine universelle Qualität, sondern reflektiert sein kulturelles Erbe und seine persönlichen Erfahrungen. Sie basiert stets auf der Deutung des Textes, verwendet afrikanische Rhythmen und Melodien sowie Elemente des Jazz, die er in klassischen musikalischen Formen ausdrückt. In »Joshua Fit De Battle Ob Jericho« wechseln anfangs rhythmisch betonte Passagen mit ruhigeren und fugierten Abschnitten, ehe dieses kurze Stimmungsbild mit mächtigen Akkorden zum Schluß noch einmal die erste Zeile des Themas zitiert.

Richard Purvis schrieb vorwiegend für die Orgel. Sein »Spiritual« überschriebenes Werk verwendet die traditionelle Melodie »Were You There When They Crucified My Lord?«. Nach einer dunkel verklärten Einleitung erhebt sich ein durch den Themenkopf gebildetes Motiv zweimal zu einem kräftigen fortissimo und mündet in die mit schwebenden Harmonien begleitete Solostimme des Themas. Nach einer kurzen Reminiszenz des dunklen Eingangsmotivs scheint die Musik im Nichts zu verklingen (quasi niente).

Mit markanten Akkorden, die auf dem Dreiklangmotiv der ersten Liedzeile basieren, eröffnet Gilbert M. Martin seine Bearbeitung über »In Christ There Is No East And West«. Nach je einer drei- bzw. vierstimmigen Harmonisierung folgt ein kurzes Zwischenspiel, das die hymnische Schlußstrophe im Plenum der Orgel vorbereitet.

Horace Alden Miller's wenig bekannten Kompositionen für Orgel, Klavier und Orchester scheinen vor allem durch amerikanisch-indianische Themen beeinflußt zu sein. Die Registrierungen in der Spiritual-Bearbeitung über »Steal Away« sind genau vorgegeben. Das ruhige Thema wird in mehreren Strophen immer wieder neu harmonisiert, steigert sich bis zum Tutti der Orgel (Cantus firmus im Pedal) und verklingt dann in zartesten Klangfarben.

Lawrence P. Schreiber's »Fantasy On African-American Themes« entstand 1977 als Auftragswerk für die Konzertorganistin Marilyn Mason und verwendet die Themen fünf bekannter Spirituals: »Swing Low, Sweet Chariot«, »Joshua Fit De Battle Of Jericho«, »My Lord, What A Morning«, »Elijah Rock« sowie »There Is A Balm In Gilead«. Drei dieser Melodien sind lebhaft und rhythmisch, die beiden anderen strahlen große Ruhe aus und sind geprägt von schlichtem Glauben.

Dale Wood zählt zu den prominentesten Komponisten zeitgenössischer Kirchenmusik in Amerika. Seine »Three Organ Meditations On Well-known Gospel Hymns« dieser Einspielung basieren auf den Melodien bekannter Gospelhymns, die größtenteils Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sind und von Dale Wood dementsprechend in einer sehr expressiven und spätromantischen Tonsprache arrangiert wurden.

Roland Diggle's 1940 in New York veröffentlichte »Rhapsody On Negro Spirituals« steht harmonisch noch ganz in der Tradition der Romantik und verarbeitet nacheinander sechs verschiedene Spiritualmelodien: Die kräftige Maestoso-Einleitung in Es-Dur verwendet zunächst das Dreiklangsmotiv des Refrains der ersten Melodie, »Roll, Jordan, Roll«, die dann mit dem typischen Wechsel von Vorsänger und Chor weitergeführt wird. Den entrückten Charakter im folgenden »Swing Low, Sweet Chariot« unterstreicht der Komponist nicht nur durch den Tonartenwechsel nach Ges-Dur, sondern auch durch ruhig-pendelnde Wechselnoten in den Begleitstimmen, wobei die Melodie zunächst im Tenor, dann im Sopran und schließlich in kanonischer Form erklingt. Eine einstimmige Sololinie leitet über zu »Go Down, Moses«, hier in beiden Versen in der ursprünglichen Fassung (ohne Leitton). Nach einer modulierenden Überleitung folgt die bekannte Melodie »Nobody Knows The Trouble I’ve Seen« mit einer sehr lichten Registrierung in den Begleitstimmen. Die schlichte Harmonisierung im anschließenden »Steal Away« wird durch eine kantable Gegenstimme im Tenor aufgelockert. Kontrastierend dazu weist schon die letzte Überleitung auf den äußerst bewegten Schlußteil hin: Die fröhliche Melodie »Peter, Go Ring De Bells«, zunächst mit einer Solostimme gespielt und dann mit einer glitzernden Oberstimme gekrönt, mündet schließlich in das machtvolle Tutti der Orgel.

Hans Uwe Hielscher (Auszug aus dem Booklet-Text)

 


P r o g r a m m

 
01
Dezsö Antalffy-Zsiross (1885-1945)

Sketches On Negro Spiritual Songs

( 7' 40 )

02-04
Dan Miller (*1954)
Three Gospel Favorites

»In The Garden«   3'04
»Count Your Blessings«  2'17
»Great Is Thy Faithfulness«  3' 46

05
Fela Sowande (1905-1987)

»Joshua Fit De Battle Ob Jericho«

2' 42
06
Richard Purvis (1913-1994)

»Were You There When They Crucified My Lord?«

4' 39
07
Gilbert M. Martin (*1941)

»In Christ There Is No East And West«

3' 14
08         
Horace A. Miller (1872-1941)

»Steal Away«

4' 52
09
Lawrence Schreiber (*1933)

Fantasy On African-American Themes

10' 42
10-12
Dale Wood (*1934)

Three Organ Meditations On Well-known Gospel Hymns

»Softly And Tenderly Jesus Is Calling«
  4'14
»The Old Rugged Cross«  2'21
»What A friend We Have In Jesus«  3' 33

13
Roland Diggle (1887-1954)

Rhapsody On Negro Spirituals

13' 39

 

 


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