Die historische Behmann-Orgel (1931)
der Pfarrkirche Herz-Jesu in Bregenz (Vorarlberg)
Die
in den Jahren 1905 bis 1908 errichtete Herz-Jesu-Kirche, ein beeindruckender
Backsteinbau im neugotischen Stil mit drei Schiffen, einem Querhaus
sowie zwei imposanten Spitztürmen, erhielt nach ihrer Fertigstellung
zunächst eine Interimsorgel (II/P/18), die ursprünglich
1872/73 von Alois Schönach für die Liebfrauenkirche
in Rankweil erbaut und dort 1908 durch ein neues Instrument der
renommierten einheimischen Firma Behmann ersetzt worden war.
Das
1879 von Anton Behmann (1850-1932) in Schwarzach gegründete
und 1911 bis 1931 von seinem im väterlichen Betrieb sowie
bei Weigle in Stuttgart ausgebildeten Sohn Josef Behmann (1880-1932)
geführte Unternehmen wurde 1928 auch mit dem Bau einer repräsentativen
Orgel für die Bregenzer Herz-Jesu-Kirche betraut, wo das
neue Werk im Februar 1931 erstmals erklang. Es erhielt 60 Register
auf drei Manualen und Pedal und war damit nur um wenige Stimmen
kleiner als die 1927 fertiggestellte (III/P/67) und 1928 um fünf
Hochdruckstimmen erweiterte Schwester in der Dornbirner Martinskirche.
Die Bregenzer Orgel sollte zu einem späteren Zeitpunkt auf
dem Dachboden über dem Presbyterium noch um ein elfstimmiges
Fernwerk ergänzt werden, doch gelangte dieses Vorhaben nicht
mehr zur Ausführung.
Die »mit allen neuzeitlichen tonlichen und technischen
Errungenschaften ausgestatteten elektropneumatischen Monumentalorgeln«
in Dornbirn und Bregenz waren die einzigen dreimanualigen Ausführungen
der 151 Neubauten umfassenden Behmann' schen Opusliste, die
beide als die größten Orgeln Vorarlbergs bis heute
unverändert erhalten blieben und durch die Schweizer Firma
Kuhn unter der Leitung von Orgelbaumeister Hans-Jörg Grädel
1986 bzw. 1994 restauriert wurden.
Schrieben
die Experten der Orgelabnahme im Februar 1931 unter anderem: »Der
tonliche Effekt vermag spielerisch den Gesamtraum zu füllen,
so daß sich die Registerzahl als richtig erweist. [...]
Daß die verschiedenen Stimmen nicht aufdringlich wirken
und gut zusammenfließen, hat seinen Hauptgrund in der weiten
Mensur des Pfeifenmaterials mit entsprechendem Winddruck. Ein
Rundgang durch das Innere des Werkes zeigt eine praktische Ausnützung
des Raumes und günstige Gruppierung der Register für
freie Tonentfaltung. [...] Die ähnlichen Stimmen der verschiedenen
Manuale zeigen eine wohltuende Differenzierung. Die Farbmischungen
sind reichhaltig und der Klang des vollen Werkes imposant und
glänzend«, so faßte der Beauftragte des
Bundesdenkmalamtes in Wien, Dr. Otto Biba, die Qualitäten
der Bregenzer Orgel in seinem der Restaurierung vorausgehenden
Gutachten vom 20. März 1989 wie folgt zusammen: »Es
steht außer Frage, daß es sich bei dieser Orgel um
ein hochrangiges Klangdenkmal handelt. Stilistisch ist die Orgel
durch ein Fortleben spätromantischer Traditionen und durch
starke Einflüsse der Orgelbewegung charakterisiert. Beide
einander eigentlich widersprechende Elemente sind hier zu einer
Synthese gebracht. Materialwahl und Materialverarbeitung stehen
auf hohem Niveau. Die Intonation läßt deutlich künstlerische
Gesichtspunkte erkennen. Der Klang der Orgel ist dem Raum adäquat,
füllend und nicht schreiend, voll und doch auch in den Einzelstimmen
bedeutend.«
Josef
Behmann selbst charakterisierte den Typ der von ihm erbauten Monumentalorgeln
wie folgt: »Technisch nach den allerneuesten Errungenschaften
als rein elektrische Traktur für die Manuale und das Pedal,
elektrischem Gebläse, pneumatischen Windladen, Oktav- und
Melodie-Kopplungen und allen modernen sonstigen Spielbehelfen
ausgeführt, soll die Orgel auch tonlich [...] mit dem gesättigten
Vollklang und der Kraft der deutschen Orgel auch den brillanten
Glanz und die Farbenpracht der französischen Orgeln verbinden
und damit einmal jenen Typ einer Kirchen- und Konzertorgel präsentieren,
wie er seit dem letzten Wiener Internationalen Musik-Kongreß
angestrebt wird und vornehm-lich der katholischen Kirchenmusik
entspricht. Demzufolge weisen gerade die Schwellwerke eine sehr
reichhaltige Besetzung mit Stimmen aller Klangfarben-Gattungen
auf und verleihen der Orgel eine geradezu unbeschreiblich großartige
Ausdrucksfähigkeit.«