Die historische Grimont-Orgel (1775)
der Pfarrkirche Saint-Cornély in Carnac (Frankreich)
Die
Orgel der Pfarrkirche Saint-Cornély in Carnac wurde ursprünglich
für die Wallfahrtsbasilika des Karmeliterklosters Sainte-Anne
d'Auray erbaut, deren alte Orgel von Frère Nicolas aus
dem Jahre 1654 nicht mehr genügte und deshalb 1775 einem
neuen Werk des Karmeliters Florentin Grimont aus Tours weichen
mußte.
Das
Instrument des Uhrmachers und Orgelbauers Grimont, der in verschiedenen
Kirchen der Bretagne tätig war, blieb als einziges seiner
Werke bis heute weitgehend unverändert erhalten. Nach der
Revolution wurden zwar 1804 einige Register des Instruments der
reparaturbedürftigen Orgel von Saint-Gildas in Auray einverleibt,
doch kam das entliehene Pfeifenwerk auf Intervention des Karmeliterpaters
Blouet bald wieder nach Sainte-Anne d'Auray zurück.
1855 nahm
dann der Orgelbauer Heyer aus Quimper einige Veränderungen
im Sinne des romantischen Orgelbaus vor, indem er anstelle der
alten Keilbalganlage einen Magazinbalg einbaute, die französische
Pedalkla-viatur durch eine deutsche ersetzte, im Pedal als erstmals
selbständige Stimme einen Bourdon 16' hinzufügte
sowie in Hauptwerk und Positiv anstelle von Aliquoten und Mixturen
Gamben- und Voix céleste-Register einfügte.
1866 wurde das Instrument schließlich in das nahegelegene
Carnac übertragen, da die Basilika Sainte-Anne d'Auray durch
einen beträchtlich größeren Neubau (mit einer
repräsentativen Orgel Aristide Cavaillé-Colls) ersetzt
werden sollte.
Heyer besorgte
in Carnac die Aufstellung des Instruments auf der Westempore der
Pfarrkirche, mit deren Innenraum die Grimont-Orgel zwar ein harmonische
Ensemble bildet, strenggenommen jedoch nicht nur in architektonischer,
sondern auch in klanglicher Hinsicht zu groß ist. Die Türme
des Hauptgehäuses stoßen direkt an das mit bemerkenswerten
Gemälden versehene hölzerne Deckengewölbe an, so
daß Heyer auf ihren bekrönenden (heute über dem
Südportal befindlichen) Zierat wie zwei mit Girlanden geschmückte
Vasen sowie kunstvoll gefertigtes Blumenschnitzwerk verzichten
mußte.
Die 1971
unter Denkmalschutz gestellte Orgel wurde 1976 durch Benoît
& Sarelot aus Mans einer ersten sowie 1983 bis 1986 durch
Boisseau & Cattiau aus Poitiers einer zweiten Restaurierung
unterzogen, wobei mit Ausnahme der deutschen Pedalklaviatur und
den an der Rückseite des Hauptgehäuses aufgestellten
Pedalregistern der Originalzustand weitgehend wiederhergestellt
wurde.