Diese CD entstand
als klingende Ergänzung zur Orgelmonographie
»Die Cavaillé-Coll-Mutin-Orgel der Basilika Sacré-Coeur
in Paris«, in der Daniel Roth und Günter Lade ausführlich
die Geschichte des Märchenschlosses Ilbarritz und seiner Orgel
beschreiben.
Wie im Buch wurde
auch bei der Auswahl der Tondokumente eine möglichst umfassende
Präsentation des außergewöhnlichen Instruments angestrebt.
Das Programm beginnt mit historischen Aufnahmen, die 1980 eingespielt
wurden und an den Zustand der Orgel vor ihrer Restaurierung erinnern.
In der Rezension der Erstveröffentlichung dieser Stücke auf
LP schrieb Dr. Jachn 1981 in Ars Organi u.a.: »Sicher ist
es vor allem unsere neu erwachte Liebe zur Klangästhetik Cavaillé-Colls,
die uns diese Orgel als große Kostbarkeit entdecken ließ
... Welche Poesie liegt in den unberührt gebliebenen Grundstimmen!
Welch eine Wirkung geht von den nur unvollständig benutzbaren Zungenchören
aus! Wer die Platte hört, könnte ins Träumen geraten.
Daniel Roth bringt als Interpret Leistungen weit außerhalb des
Gewöhnlichen. Francks a-Moll-Choral erwächst aus bester Sainte-Clotilde-Tradition
(extrème liberté) und gerät, durch die Registerauswahl
stark eingedunkelt, zu einer interessanten Alternative zu herkömmlichen
Aufnahmen. Selbst die Widor-Toccata erfährt durch Roth in den schweren,
gedeckten Farben Sacré-Couurs eine eigenartige Veredelung und
verliert ganz den ihr wohl zunächst zugedachten Zugnummerncharakter.
Eine Platte voller schöner Hoffnungen und Träume!«
Diese historischen
Klangdokumente werden durch bisher unveröffentlichte Einspielungen
von der Weihe der restaurierten Orgel Pfingsten 1985 ergänzt, die
sie im liturgischen Dienst, als Partner großer Chöre sowie
solistisch im Konzert vorstellen. Nebengeräusche waren in der überfüllten
Basilika nicht zu vermeiden, doch vermitteln die Aufnahmen der Literaturstücke
und Improvisationen in so beeindruckender Weise die Live-Atmosphäre
der festlichen Stunden, dass wir uns dennoch zu ihrer Veröffentlichung
entschlossen haben. Bemerkenswert ist, dass die Improvisationen von
Daniel Roth (Évocation) und Pierre Gazin (Salve
Regina) in den verschiedenen Pfingstgottesdiensten auf der Orgelempore
aufgezeichnet wurden und somit erstmals auf einer CD auch das Klangerlebnis
des Interpreten am Spieltisch wiedergeben.
Höhepunkt der
Weihefeierlichkeiten war am Pfingstmontag, 27. Mai 1985, ein Grand
Concert de musique spirituelle, das wir vom Kirchenschiff aus aufgenommen
haben. Die Orgel konnte sich dabei vom zartesten Pianissimo bis zur
kathedralen Wucht des Generaltuttis mit seltener Präsenz entfalten,
da der extrem lange Nachhall des Kirchenraumes unter der großen
Kuppel durch die zahlreichen Zuhörer auf ein ideales Maß
reduziert wurde.
Am Ende des Programms
erklingt der 150. Psalm in einer Komposition, die César Franck
für Orchester, Chor und Orgel schrieb. Wie schon im liturgischen
Gesang nach Händel spielte auch in diesem Stück Claudine Barthel
die 1914 von Charles Mutin erbaute Chororgel, während die Hauptorgel
mit Daniel Roth die Rolle des Orchesters übernahm. Der Psalm beschließt
die Präsentation einer Orgel, die nicht nur zu den Höhepunkten
im Schaffen Aristide Cavaillé-Colls, sondern auch zu den hervorragendsten
Instrumenten von Paris gezählt werden muss.
©
Günter Lade (gekürzte Fassung des Booklet-Textes)