»Aus
mancherlei Gründen stand die Orgel von Sacré-Coeur bislang
nicht so sehr im Vordergrund des Interesses wie andere Cavaillé-Coll-
Orgeln. Dabei ist sie das drittgrößte Werk des Meisters und
neben St. Sulpice die einzige große Cavaillé-Coll-Orgel
in Paris in weitestgehend originalem Zustand. Allerdings waren ihr Ursprung
mysteriös und ihre Geschichte turbulent. Deren vorläufig letzter
Markstein war nun die Restaurierung durch Jean Renaud zwischen 1980
und 1985. Es gab also Grund genug, dieser Orgel eine üppige Veröffentlichung
zu widmen, wie sie uns das Haus Lade schon mit der Monographie über
Rouen, St. Ouen, bescherte. Alle Geheimnisse um den bizarren Hausorgelfreund
Baron de L'Espée werden wohl nie mehr gelüftet werden, aber
nun wird deutlich, dass sein Instrument eine "symphonische" Orgel
im zugespitzten Sinne des Wortes sein sollte, ausschließlich bestimmt
zur Interpretation von Orchester- und Opernarrangements. Charles Mutin
machte daraus dann eine in der Werkstatt 14 Jahre lang aufgestellte
Vorführorgel, die Émile Rupp und Albert Schweitzer begeisterte
und letzteren zu der Feststellung hinriss: "Ich stehe nicht an,
diese Orgel für die technisch und künstlerisch vollendetste
zu erklären, die vielleicht je gebaut worden ist. Sie stellt das
Instrument dar, das zu Bachs Werken passt, sofern es die Forderungen
verwirklicht, die seine Orgelmusik für die ideale Orgel aufstellt."
Solche Einschätzung hinderte nicht, dass später einige
Verbesserungsversuche statt fanden. Dies alles wird hier gründlich
dokumentiert und illustriert, und als Zugaben finden wir noch Kapitel
über die Organisten, reichliche Mensurenangaben, Discographie und
Register. Wichtig und richtig sind die Betrachtungen Daniel Roths über
das Schicksal der Cavaillé-Coll-Orgeln in der neoklassizistischen
Epoche, die uns die Orgelmusik Alains, Messiaens und Langlais' bescherte,
aber auch die Entstellung und den Verlust zahlreicher bedeutender Instrumente.
Ergänzt wird dieses prächtige Buch durch eine klingende Dokumentation
[EL
CD 001].«
Hermann J. Busch
(Ars Organi, 1993/4)
»Daniel
Roth und Günter Lade öffnen mit der ausführlichen Beschreibung
von Geschichte und Aufbau dieser monumentalen Orgel jedem Orgelfreund,
Organisten und auch Orgelbauer eine besondere Fundgrube. Nicht nur Baupläne,
technischer Aufbau, Pfeifenwerk und Mensuren werden in Text, Tabellen
und 140 Fotos klar und verständlich dargestellt, auch die wechselvolle
Geschichte dieser mit 70 Registern viertgrößten Orgel Frankreichs
liest sich sehr kurzweilig. Angefangen vom Auftraggeber, einem mysteriösen
Adeligen namens Albert de l'Espée, der für sein Märchenschloss
Ilbarritz an der Atlantikküste die Orgel bauen ließ, über
die legendäre Orgelbauwerkstatt Cavaillé-Coll und die Entstehungsgeschichte
der weltberühmten Basilika vom Heiligen Herzen Jesu, bis hin zur
Vorstellung der Titularorganisten dieser Kirche tragen alle Themenbereiche
dazu bei, sich noch mehr für französische Orgeln, Orgelmusik
und Orgelbauer zu begeistern. - Eine CD mit Aufnahmen von César
Francks a-Moll-Choral und Widors Toccata vor der Restaurierung von 1980
und mit Improvisationen während der Einweihung im Mai 1985, gespielt
von Daniel Roth, Suzanne Chaisemartin, Pierre Gazin und Claudine Barthel
runden den äußerst guten Gesamteindruck dieses Buches endgültig
ab.
mk (Musica Sacra,
1993/2)