Dezsö
Antalffy-Zsiross zählte
zu den bedeutendsten Interpreten seiner Zeit. Er komponierte Orchester-
und Kammermusik sowie Chor-, Klavier- und Orgelwerke. Die Interpretation
seiner Stimmungsbilder erfordert eine äußerst farbige Registrierung
und große agogische Freiheit, auch kürzeste musikalische
Gedanken will er hervorgehoben wissen. Die 1931 entstandenen »Sketches
On Negro Spiritual Songs« variieren nacheinander die traditionellen
Melodien »Deep River«, »Swing Low, Sweet
Chariot« und »Hold On«. Blues und Negro
Spirituals waren die folkloristischen Vorstufen des Jazz, dessen rhythmische
sowie harmonische Elemente die Variationen Antalffys beeinflußt
haben.
Dan Miller
wirkt nach verschiedenen Kirchenmusikerpositionen in Florida als Musikdirektor
an der Calvary Church in Charlotte (North Carolina). Seine 1993 veröffentlichten
»Three Gospel Favorites« basieren auf drei bekannten
Melodien.»In The Garden«: Das ausdrucksstarke Thema
wird in verschiedenen Tonarten und sich steigernder Dynamik harmonisiert,
ehe es mit einer zarten Solostimme verklingt. Die zwitschernden Vögel
im Nachhall des Schlußakkords sind echt, sie sangen völlig
freiwillig. Da sie sich durchaus passend in die Atmosphäre dieses
Satzes einfügen, wurde ihr Beitrag zu dieser Musik belassen. »Count
Your Blessings«: Miller variiert das Thema in effektvollen tänzerischen
Miniaturen sowie ständig wechselnden Tonarten. »Great
Is Thy Faithfulness«: Ähnlich wie in der ersten Bearbeitung
unterstreicht Miller in seiner dynamischen und harmonischen Gestaltung
dieses Arrangements die glaubensvolle Innigkeit, die diese ausdrucksvolle
Melodie ausstrahlt.
Neben umfangreichen
Orchesterwerken schrieb Fela Sowande mehrere Orgelwerke
über Spirituals und afrikanische Folklore. Seine Musik hat nicht
nur eine universelle Qualität, sondern reflektiert sein kulturelles
Erbe und seine persönlichen Erfahrungen. Sie basiert stets auf
der Deutung des Textes, verwendet afrikanische Rhythmen und Melodien
sowie Elemente des Jazz, die er in klassischen musikalischen Formen
ausdrückt. In »Joshua Fit De Battle Ob Jericho«
wechseln anfangs rhythmisch betonte Passagen mit ruhigeren und fugierten
Abschnitten, ehe dieses kurze Stimmungsbild mit mächtigen Akkorden
zum Schluß noch einmal die erste Zeile des Themas zitiert.
Richard
Purvis schrieb vorwiegend für die Orgel. Sein »Spiritual«
überschriebenes Werk verwendet die traditionelle Melodie »Were
You There When They Crucified My Lord?«. Nach einer dunkel
verklärten Einleitung erhebt sich ein durch den Themenkopf gebildetes
Motiv zweimal zu einem kräftigen fortissimo und mündet in
die mit schwebenden Harmonien begleitete Solostimme des Themas. Nach
einer kurzen Reminiszenz des dunklen Eingangsmotivs scheint die Musik
im Nichts zu verklingen (quasi niente).
Mit markanten Akkorden,
die auf dem Dreiklangmotiv der ersten Liedzeile basieren, eröffnet
Gilbert M. Martin seine Bearbeitung über »In
Christ There Is No East And West«. Nach je einer drei- bzw.
vierstimmigen Harmonisierung folgt ein kurzes Zwischenspiel, das die
hymnische Schlußstrophe im Plenum der Orgel vorbereitet.
Horace Alden
Miller's wenig bekannten Kompositionen für Orgel, Klavier
und Orchester scheinen vor allem durch amerikanisch-indianische Themen
beeinflußt zu sein. Die Registrierungen in der Spiritual-Bearbeitung
über »Steal Away« sind genau vorgegeben. Das
ruhige Thema wird in mehreren Strophen immer wieder neu harmonisiert,
steigert sich bis zum Tutti der Orgel (Cantus firmus im Pedal) und verklingt
dann in zartesten Klangfarben.
Lawrence
P. Schreiber's »Fantasy On African-American Themes«
entstand 1977 als Auftragswerk für die Konzertorganistin Marilyn
Mason und verwendet die Themen fünf bekannter Spirituals: »Swing
Low, Sweet Chariot«, »Joshua Fit De Battle Of Jericho«,
»My Lord, What A Morning«, »Elijah Rock«
sowie »There Is A Balm In Gilead«. Drei dieser
Melodien sind lebhaft und rhythmisch, die beiden anderen strahlen große
Ruhe aus und sind geprägt von schlichtem Glauben.
Dale Wood
zählt zu den prominentesten Komponisten zeitgenössischer Kirchenmusik
in Amerika. Seine »Three Organ Meditations On Well-known Gospel
Hymns« dieser Einspielung basieren auf den Melodien bekannter
Gospelhymns, die größtenteils Ende des 19. Jahrhunderts entstanden
sind und von Dale Wood dementsprechend in einer sehr expressiven und
spätromantischen Tonsprache arrangiert wurden.
Roland Diggle's
1940 in New York veröffentlichte »Rhapsody On Negro Spirituals«
steht harmonisch noch ganz in der Tradition der Romantik und verarbeitet
nacheinander sechs verschiedene Spiritualmelodien: Die kräftige
Maestoso-Einleitung in Es-Dur verwendet zunächst das Dreiklangsmotiv
des Refrains der ersten Melodie, »Roll, Jordan, Roll«,
die dann mit dem typischen Wechsel von Vorsänger und Chor weitergeführt
wird. Den entrückten Charakter im folgenden »Swing Low,
Sweet Chariot« unterstreicht der Komponist nicht nur durch
den Tonartenwechsel nach Ges-Dur, sondern auch durch ruhig-pendelnde
Wechselnoten in den Begleitstimmen, wobei die Melodie zunächst
im Tenor, dann im Sopran und schließlich in kanonischer Form erklingt.
Eine einstimmige Sololinie leitet über zu »Go Down, Moses«,
hier in beiden Versen in der ursprünglichen Fassung (ohne Leitton).
Nach einer modulierenden Überleitung folgt die bekannte Melodie
»Nobody Knows The Trouble I’ve Seen« mit
einer sehr lichten Registrierung in den Begleitstimmen. Die schlichte
Harmonisierung im anschließenden »Steal Away«
wird durch eine kantable Gegenstimme im Tenor aufgelockert. Kontrastierend
dazu weist schon die letzte Überleitung auf den äußerst
bewegten Schlußteil hin: Die fröhliche Melodie »Peter,
Go Ring De Bells«, zunächst mit einer Solostimme gespielt
und dann mit einer glitzernden Oberstimme gekrönt, mündet
schließlich in das machtvolle Tutti der Orgel.