Bruckners MESSE IN E-MOLL ist in
ihrer ursprünglichen Form im Jahre 1866 entstanden. Auftraggeber
und zugleich Widmungsträger war BischofRudigier, der dieses Werk
anläßlich der Einweihung der Votivkapelle im Neuen Linzer
Dom bestellt hatte. Unter der Leitung des Komponisten wurde die Messe
am 29. September 1869 uraufgeführt. Der vorliegenden Aufnahme liegt
die zweite, überarbeitete Fassung aus dem Jahre 1882 zugrunde,
welche wiederum 1885 anläßlich der Hundertjahrfeier der Diözese
Linz unter dem Dirigenten Adalbert Scheyer ihre Uraufführung erfuhr.
Bruckner soll diesem Ereignis »mit grosser Verzückung«
beigewohnt haben.
Die speziell im Kyrie und
Sanctus hörbar von Palestrina beeinflußte achtstimmige
Messe beschränkt sich auf die Begleitung von fünfzehn Bläsern.
Sie darf in ihrer majestätischen Schlichtheit, in ihrer subtilen,
von großer Demut getragenen Textausdeutung, aber auch in ihrer
einmaligen kontrapunktischen Satztechnik wohl den größten
kirchenmusikalischen Meisterwerken der Musikgeschichte zugerechnet werden.
Im Jahre 1812 verfaßte bereits
Beethoven drei AEQUALE für vier Posaunen. Man versteht also unter
Aequale Stücke für gleiche Instrumente. 1847 schrieb Anton
Bruckner aus Anlaß des Todes seiner Großmutter die eingespielten
Aequale für drei Posaunen.
Von den auf der vorliegenden CD
enthaltenen MOTETTEN ist das Locus iste wohl die meist gesungene.
Es wurde ebenso wie die erste Fassung der e-Moll Messe 1869 in Linz
uraufgeführt. Wie das Locus iste ist auch das Os justi
als Graduale gedacht. Siebenstimmige Kompositionsteile wechseln sich
hier mit einem streng fugierten vierstimmigen Teil ab. Die erste Aufführung
dieser Motette fand 1879 im Stift St. Florian statt. Die weihnachtliche
Motette Virga Jesse erweist sich in ihrer kompliziert ausgeklügelten
Harmonik und mit ihrer großen dynamischen Spannweite als besonders
anspruchsvoll. Sie wurde 1885 komponiert und ist dem Hochwürdigen
Musikdirektor Ignaz Traumihler zu St. Florian gewidmet. Ebenfalls für
St. Florian wurde das Offertorium Afferentur regi geschrieben,
das mit drei obligaten Posaunen angereichert ist und 1861 entstand.
Im selben Jahr, also ebenfalls in Bruckners Linzer Zeit, entstand das
siebenstimmige Ave Maria. Die bestechende kompositorische Ausgewogenheit
und die bezwingende emotionale Überzeugungskraft in dieser Motette
weist schon deutlich in die Richtung meisterlicher Reifezeit des großen
oberösterreichischen Tonschöpfers.