1989 trafen sich die Mitglieder der
Fédération Francophone des Amis de l'Orgue (FFAO)
an der Loire zu ihrer Jahrestagung, die am 12. Juli einen besonderen
Höhepunkt erlebte: Die Feier zum achtzigsten Geburtstag von Gaston
Litaize, der in jugendlicher Frische in der Kathedrale von Angers ein
denkwürdiges Orgelkonzert gab.
Nach französischem Brauch eröffnete
der Hausherr, der seit 1947 amtierende Titularorganist Chanoine Louis
Aubeux, den Abend, indem er den zweiten Satz der Symphonie Mariale
(Choral et Fugue über das gregorianische Ave Maris
Stella) seines Lehrers Chanoine Auguste Fauchard spielte. Nach
der von Louis Aubeux dargebotenen Rarität der Orgelliteratur nahm
Gaston Litaize auf der Orgelbank Platz, um nach seiner Gepflogenheit
ein ausgewähltes Programm mit Werken von Dietrich Buxtehude, Johann
Sebastian Bach, François Couperin, Louis Vierne sowie eigenen
Kompositionen zu spielen. Am Ende dieses Konzerts improvisierte er über
den Wechselgesang der zweiten Vesper zu Maria Himmelfahrt, wobei eine
von der Chororgel begleitete Schola die gregorianischen Verse sang.
Die vorliegende Aufnahme beweist nicht nur den Erfindungsreichtum des
Meisters, sondern auch die Kunstfertigkeit und Tiefe seiner Inspiration.
Im Anschluß an das Konzert, in
dem Gaston Litaize jünger und dynamischer als je zuvor erschien,
wurde sein bevorstehender achtzigster Geburtstag mit einem festlichen
Diner gefeiert, zu dem neben einigen Ehrengästen auch alle Tagungsteilnehmer
geladen waren. An diesem unvergeßlichen Abend bewies Gaston Litaize
einmal mehr seine geistige Frische, seine Lebensfreude, seinen brüderlichen
Humor, sein außergewöhnliches Gedächtnis sowie nicht
zuletzt sein großes künstlerisches Bewußtsein.