In der katholischen
Liturgie hat das Zweite Vatikanische Konzil (1963) für die Feier
der Gottesdienste eine Reihe von Neuerungen gebracht, von denen die
Aufwertung der Volkssprache gegenüber der vorherigen Dominanz des
Lateinischen für die gottesdienstliche Praxis und für die
gesamte kirchenmusikalische Gestaltung die wesentlichste Änderung
darstellen dürfte. Übersehen darf man freilich nicht, daß
die Wertschätzung der Gregorianik keineswegs kleiner geworden ist
- im Gegenteil: »Die Kirche betrachtet den Gregorianischen
Choral als den der römischen Liturgie eigenen Gesang; demgemäß
soll er - gleiche Bedingungen vorausgesetzt - in ihren liturgischen
Handlungen den ersten Platz einnehmen« (Liturgie-Konstitution,
Art. 116). Die Pflege der Gregorianik ist am ehesten in den Klöstern
und Ordensgemeinschaften möglich. Die nach Papst Gregor I., dem
Großen (er regierte von 590-604) benannten Gesänge umfassen
neben den Meßteilen (ordinarium missae: die gleichbleibenden
Teile; proprium missae: die je nach der Festzeit wechselnden
Teile) Gesänge für das Stundengebet der Klöster. Die
Antiphon »Salve regina« bildet auch bei den Dominikanern
in Wien allabendlich den Beschluß des Vespergottesdienstes. Sie
wird dem gelehrten Mönch Hermannus Contractus (†um 1050) vom Kloster
Reichenau zugeschrieben.
Unter dem
Begriff Hymnus versteht man ein Strophenlied, dessen liturgische
Form sich im 4. Jahrhundert in Syrien herausgebildet hat. Auch heute
noch beginnen die einzelnen Horen (Stundengebete) mit einem Hymnus.
Das Graduale, ein meist kunstvoll gestalteter Gesang, wird in der Meßliturgie
nach der ersten Lesung gesungen. »Audi, filia«
ist als Gradualgesang für die Feier der heiligen Cäcilia,
der Patronin der Kirchenmusik, bestimmt. Ihr Fest fällt auf den
22. November.
Unter dem
Begriff Sequenzen verstand man Neudichtungen, die im Mittelalter
entstanden waren. Sie weisen strophische Strukturen auf, erfreuten sich
größter Beliebtheit und wurden mitunter auch zur Grundlage
volkssprachlichen Liedgutes. Aus der übergroßen Zahl der
Sequenzen hat das Konzil von Trient (1545-63) nur vier beibehalten,
darunter das »Veni, Sancte Spiritus« von Stephan
Langton (†1228), dem Kanzler der Universität Paris.
Das Magnificat
ist ein urchristliches Loblied, das zur Vesper gesungen und von einer
dem Fest oder der Kirchenjahreszeit entsprechenden Antiphon eingeleitet
wird. »Beata es, Virgo Maria« findet sich als Antiphon
vom 7. Oktober, dem Fest der Rosenkranzkönigin Maria.