Edition Lade   -   EL CD 042


Die historische Gabler-Orgel (1750) der Basilika Weingarten

 

Edition Lade - EL CD 042 - Orgel Weingarten

Stephan Debeur

Die Orgel

 

 

 


 

Stephan Debeur, Orgel

1 CD   -   DDD   -   Spielzeit: 70' 42
Booklet: deutsch / französisch / englisch   -   28 Seiten   -   16 Abbildungen
€ 18,90

 

Mit seiner ersten CD-Aufnahme aus dem Jahr 2002 musste und wollte Stephan Debeur, der seit 2000 Organist an der Basilika Weingarten ist, einen Steckbrief der bedeutendsten Orgel von Joseph Gabler abliefern. Angesichts bereits existierender Aufnahmen seines Vorgängers eine nicht ganz leichte Aufgabe.

Es galt den Anforderungen einer möglichst umfassenden klanglichen Präsentation der Gabler-Orgel bei zeitgleich stimmiger Gesamtkonzeption der CD gerecht zu werden. Gelöst hat Debeur es durch die Aufnahme von Klassikern der Orgelszene (Bach, Krebs, Mendelssohn), süddeutschen Vertretern (Knecht, Eberlin) sowie Vertretern der Romantik (Rheinberger). Allesamt sind es Werke mit spezifischen, stilistischen Charakteren, die sowohl Plenum und Solomischungen, als auch verschiedene piano-Schattierungen der Orgel zur Geltung bringen.

Bachs D-Dur Präludium (BWV 532) eröffnet die CD mit einem großen Ausrufezeichen. Der Vorwärtsdrang des Präludiums ist atemberaubend und bleibt durch die agogische Präzision stets luftig. Mit den Toccaten von Eberlin zeigt Debeur, dass die große Orgel ebenso für die Wiedergabe intimer Werke wie für süddeutsche Glanzstücke mit silbrigem Mixturklang und Solo-Zungenstimmen geeignet ist. In der „Fantasia à giusto italiano“ von Krebs präsentiert Debeur die sagenumwobene Weingartner Vox humana 8‘ des Rückpositivs als Solostimme, gestützt von sanftem Streicherklang. Zunächst noch ohne hinzugezogenen Tremulant, lässt sie beim zweiten Themeneintritt ihre faszinierende und klagende Wirkung hören. In Rheinbergers „Cantilène“ schließlich entfaltet die Gabler-Orgel eine ihrer Stärken: Streicherklänge, in denen die solistische Flötenschwebung (Unda maris) zu hören ist.

Mit den Werken von Knecht gelingt eine Präsentation der Orgel en miniature. Plenum und Choralbearbeitung setzen ein deutliches Zeichen. Dann der spielerische Kontrast: Drei Rondos von Knecht hat Debeur als Kabinettstückchen für die Präsentation der Effektregister ausgewählt. Dabei darf die Orgel schrittweise frecher werden. Im ersten Rondo tritt das kleine Carillon hinzu und wird gegen Ende vom sanften Grollen des Tympanum abgelöst. Im zweiten Rondo zwitschert die illustre Rossignol in die Musik. Die eingängige Melodie des dritten Rondos gleicht dem unbeschwerten Tirilieren der Vögel, in welches alsbald Rossignol, Cuculus, Cymbala und das Pedal¬glockenspiel einstimmen. Ein bisschen irritiert mag man von der Folgennummer sein. Ein Ruf aus der Natur: Vogelgezwitscher, Tympanum, Grollen und die Rossignol werden gesondert vorgeführt. Nach derartig viel orgelfremden Klängen wird die Krawatte nun wieder angezogen und mit Knechts Fuge in c-Moll und der BACH-Fantasie kehren Strenge und Ernst zurück.

Das letzte Wort hat Mendelsohn mit seiner VI. Orgelsonate. Ein Schlusswort ganz im Geist der Romantik, sowohl durch die Stückauswahl als auch durch das Choral-Finale. Hier zeigt Debeur die verborgene Stärke der Gabler-Orgel für romantisch-grundtönige Musik, auch wenn die Mixturen im ersten Satz partiell zu sehr aufhellen. Im leisen Finale darf man sich dann gänzlich einem Orgelklang des 19. Jahrhunderts hingeben und genießen.

Im umfangreichen Booklet (D/E/F) liefert Dr. Friedrich Jakob Angaben zum Orgelbauer, seinen Instrumenten und selbstverständlich zur großen Orgel der Basilika und deren Historie inklusive einem Überblick zu den Restaurierungsmaßnahmen. Ergänzt werden sie durch zahlreiche Schwarzweiß Fotos von Details der Orgelanlage. Die prägnanten Werkeinführungen von Stephan Debeur punkten mit ihrem Mix aus Information und Charme – eine Freude für Jedermann.

© Jörg Marko Heese (2015)

 

 

 


P r o g r a m m

 
1-2
Johann Sebastian Bach (1685-1750)

Praeludium und Fuge D-Dur, BWV 532

10' 37
3-4
Johann Ernst Eberlin (1702-1762)

Toccata Nona e-Moll
  6 '57
Toccata Septima D-Dur  5' 53
05 
Johann Ludwig Krebs (1713-1780)

Fantasia à gusto italiano in F

3' 37
06
Joseph Gabriel Rheinberger (1839-1901)

Cantilene F-Dur. Adagio, aus Orgelsonate Nr. XI

4' 53
7-12
Justin Heinrich Knecht (1752-1817)

Vorspiel G-Dur. Vivace 
1' 57
Choralvorspiel »Freu dich sehr, o meine Seele«  2' 39
Choralvorspiel »Freu dich sehr, o meine Seele«  1' 36
Rondo C-Dur. Allegro  2' 26
Rondo G-Dur. Andante  2' 37
Rondo G-Dur. Vivace  3' 55
13
PRÄSENTATION DER GABLER'SCHEN SPIELREGISTER

Cuculus, Tympanum, Rossignol

0' 46
14-15
Justin Heinrich Knecht (1752-1817)

Fuge c-Moll 
2' 55
Fuge B-Dur über den Namen Bach  3' 47

16-18
Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847)

Sonate VI »Vater unser im Himmelreich«, op. 65/6
  13' 47
Choral und Variationen  8' 55   -  Fuge. Sostenuto e legato  2' 30  -   Finale. Andante  2' 22

 

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